Im November 1944 benötigten die Jenaer Unternehmen Carl-Zeiss und Schott dringend Arbeitskräfte, um ihre Produktionen aus Schutz vor Luftangriffen unter Tage zu verlegen.
Diese Arbeitskräfte wurden ihnen von der Organisation Todt (OT) zur Verfügung gestellt. 170 „Halbjuden" (Menschen mit einem jüdischen Elternteil) wurden aus allen Reichsteilen nach Jena geschickt. Sie wurden in Wenigenjena auf einem Sportplatz untergebracht, der mit sieben Baracken und einer Umzäunung zum Arbeitslager umfunktioniert wurde.
Die schlecht bezahlten Schachtarbeiten waren hart. Immer wieder fielen Arbeiter aus und wurden ersetzt. Mindestens zwei Arbeiter starben; die genaue Zahl der Toten ist jedoch nicht bekannt.
Die Häftlinge des „Mischlingslagers“ mussten zusammen mit Häftlingen des Buchenwalder Außenlagers Jena Trümmer in der Stadt beseitigen.
Strenge Auflagen beschränkten den Kontakt zu Angehörigen und den Ausgang aus dem Lager.
Das Lager wurde im April 1945 befreit und diente danach als Auffanglager für ca. 500 befreite Buchenwald-Häftlinge.
Die OT war eine militärisch organisierte staatliche Bauorganisation. Sie setzte in den besetzten Gebieten sowie im Deutschen Reich u. a. Zwangsarbeiter ein. 1944/45 war sie für die Zwangsarbeit Tausender „Halbjuden und jüdischer Versippter“ verantwortlich. Das Lager in Wenigenjena war eines von zahlreichen Zwangsarbeitslagern für „Halbjuden“, die von der OT betrieben wurden.
Weiterführende Literatur:
Marc Bartuschka, Lager für die „Mampes“ - deutsch-jüdische Zwangsarbeiter der Organisation Todt in Jena, in: Ders. (Hg.), Nationalsozialistische Lager und ihre Nachgeschichte in der Stadtregion Jena, Antisemitische Kommunalpolitik – Zwangsarbeit – Todesmärsche, Jena 2015, S. 199-229.
Autor:innen: Lorenz Berger, Alexander Haase, Tabea Luise Tömmes