Während des Zweiten Weltkriegs zwang die Firma Carl Zeiss Jena insgesamt 1001 Frauen und Männer aus Osteuropa in ihren Dienst. Ab 1942 wurden große Lagerkomplexe in der Lutherstraße/Ecke Talstraße erbaut, um sie unterzubringen. Das Lager VI wurde im Oktober 1942 speziell für Frauen aus Osteuropa errichtet und beherbergte im Jahr 1943 580 sog. „Ostarbeiterinnen“.
Als „Ostarbeiter“ bezeichneten die nationalsozialistischen Behörden Zwangsarbeiter:innen aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Für sie galten strenge Aufenthalts- und Arbeitsbestimmungen. Sie mussten als Kennzeichen ein Abzeichen mit der Aufschrift „OST“ auf der Kleidung tragen und waren in umzäunten Lagern untergebracht, die sie außerhalb der Arbeitszeiten nicht verlassen durften.
Zu den im Lager VI untergebrachten „Ostarbeiterinnen“ der Firma Carl Zeiss Jena gehörte die 16-jährige Nina Wassilywna Koslowa aus der Region Winnyzja in der Ukraine. Sie erinnert sich, dass ihre Arbeit bei Carl Zeiss in Jena von unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen und physischer und psychischer Misshandlung durch deutsche Vorgesetzte gezeichnet war.
Weiterführende Literatur:
Andrej Bartuschka/Rüdiger Stutz, „Nach außen [herrschte] Ruhe und Ordnung in den Lagern“: Alltagsrassistische Verpflegungspraktiken gegenüber osteuropäischen Zwangsarbeitern von Carl Zeiss im Spiegel eines Prozesses vor dem Sondergericht Weimar, in: Marc Bartuschka (Hg.), Nationalsozialistische Lager und ihre Nachgeschichte in der StadtRegion Jena. Antisemitische Kommunalpolitik – Zwangsarbeit – Todesmärsche, Jena 2015, S. 97-130.
Autorin: Hannah Odenthal