Die Kriegsgefangenlager in und um Jena unterstanden dem Mannschaftsstammlager (Stalag) IX C in Bad Sulza. Zwischen 1939 und 1945 gab es in Jena mindestens neun Arbeitskommandos, in denen französische, jugoslawische, polnische und sowjetische Kriegsgefangene arbeiten mussten. Einsatzorte waren u.a. das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW), die Carl-Zeiss-Stiftung, das Zementwerk Göschwitz und landwirtschaftliche Betriebe.
Der Leiter des Bauamtes der Stadt Jena, Walter Hanstedt, setzte sich frühzeitig für den Einsatz von Kriegsgefangenen ein und meldete im August 1940 die Errichtung eines städtischen Gefangenenlagers "Am Forst". Die Gefangenen mussten Kohle und Koks transportieren, um die Versorgung der Jenaer Zivilbevölkerung mit Brennmaterial sicherzustellen. Zusätzlich wurden sie vom Tiefbauamt für Bauprojekte eingesetzt, bspw. in Steinbrüchen oder zur Erneuerung von Stützmauern im Stadtgebiet.
Die Behandlung der Gefangenen variierte je nach Herkunft. Westeuropäer wurden vergleichsweise korrekt nach der Genfer Konvention von 1929 behandelt. Polnische, jugoslawische, italienische und insbesondere sowjetische Gefangene wurden dagegen unzureichend versorgt und oft misshandelt.
Weiterführende Literatur:
Stadt Jena / Rüdiger Stutz, Gedenk- und Totenbuch der Stadt Jena, Kriegsgefangene und Militärinternierte, <https://gedenkbuch.jena.de/de/opfergruppen/kriegsgefangene_und_militaerinternierte/676925>.
Ruth-Barbara Schlenker/Udo Wohlfeld, Nationalsozialistische Lager in Bad Sulza. Ein Stadtrundgang, 2., überarb. Aufl., Apolda 2009.
Jan Jeskow, Der Einsatz Von Zwangsarbeitern in den städtischen Betrieben Jenas während der Kriegsjahre 1940 bis 1945, in: Marc Bartuschka, Nationalsozialistische Lager und ihre Nachgeschichte in der Stadt Region Jena: Antisemitische Kommunalpolitik, Zwangsarbeit, Todesmärsche, Jena 2015, S. 97–130.
Horst M. F. Heylandt, Das Stalag IX C Bad Sulza, Leutkirch im Allgäu 2000.
Autorin: Frauke Giesa